Die Job-Beschreibung Deines Hundes

von | Nov 20, 2020 | 0 Kommentare

Der Hund.

Der beste Freund des Menschen.

Einen Hund zu haben ist großartig, es erfüllt Dein Heim mit Liebe und Freude. Du wirst vorurteilsfrei genommen wie Du bist. Für Deinen Hund bist Du das Größte. Überhaupt machst Du aus Sicht deines Hundes keine Fehler. Bleibst Du zu lange weg, freut sich Dein Hund umso mehr. Bist Du gereizt und meckerst ihn an, liebt er Dich dennoch.  Dein Hund ist nie nachtragend.

Aber was erwarten wir eigentlich von unseren Hunden?

Ein Welpe zieht ein und benimmt sich welpentypisch. Erkundet die Umwelt, also die Wohnung – ja mit Zähnen und Pfoten – womit auch sonst? Und zerstört dabei den guten Teppich und die teuren Schuhe. Er testet sich im Spiel- und Sozialverhalten, und das tut oftmals richtig weh, wenn die kleinen spitzen Zähnchen einem in die Arme hacken. Er pieselt auf den teuren Parkettboden, weil er noch nicht lange einhalten kann und nicht gelernt hat sich zu melden.

Der Mensch erwartet, dass der Welpe die Menschenregeln gleich begreift, kennt und umsetzt. Das kleine Mäuschen, gerade aus dem Wurfkasten gerutscht, wo es noch warm und kuschelig mit den Geschwisterchen lebte, kommt in eine riesige, kalte Wohnung. Und alles ändert sich mit einem Schlag.

Das sind jetzt Menschen, keine Hunde-Geschwisterchen mehr. Hier gelten andere Regeln. Nachts soll der Welpe auf dem Boden schlafen, nix mehr mit warm kuscheln und so. Überhaupt, Sozialkontakt soll er nicht einfordern – Aufmerksamkeitsheischend ist das – und das ist bei Menschen überhaupt nicht so gerne gesehen. Er soll ruhig sein, wenn es gerade angesagt ist, aber er soll auch wie ein Welpe spielen, lustig sein und Freude bereiten, wenn ihn seine neue Familie dazu auffordert.

Er soll sich mit anderen Hundebabies und erwachsenen Hunden verstehen. Er soll wissen, wie man einen Hund an der Leine angemessen begrüßt. Er soll sich nach seiner Familie umschauen und alle anderen, spannenden Ablenkungen, die die Umwelt parat hält, links liegen lassen.

Und wieso? Einfach so. Weil gute Hunde das so tun. Und wissen soll er das von ganz allein.

Aber auch von unseren erwachsenen Hunden erwarten wir täglich so viel, dass es nicht in diesen einen Blogartikel passen würde.

Unsere Hunde sollen geduldig warten, bis sie morgens rauskommen. Sie sollen am Straßenrand warten, sich dort hinsetzen, auch wenn der Boden eiskalt ist. Sie sollen warten, bis das Essen fertig ist. Überhaupt müssen unsere Hunde enorm viel warten. Und jeder der nicht so gerne in der Supermarktkasse steht oder beim Arzt im Wartezimmer wartet, weiß, was das für eine enorme Impulskontrolle erfordert. Aber unsere Hunde tun es. Sie warten auf uns. Täglich, Stunden!

Sie sollen uns aber auch Aufmerksamkeit schenken, nahezu immer. Obwohl eigentlich nur, wenn wir es gerade wollen. Natürlich nicht einfach so, wenn es uns gerade nicht passt, weil wir am Handy beschäftigt sind oder Fernsehen wollen. Aber wenn wir bereit sind für Interaktion, dann bitte kein Mittelmaß. Volle Aufmerksamkeit – 100% auf uns gerichtet. Ablenkungen sind unerwünscht.

Unsere Hunde sollen sich auch mit allen Nachbarshunden gut verstehen. Auch wenn wir uns mit den Nachbarn nicht so gut verstehen. Sie sollen entspannt und souverän an Artgenossen vorbei gehen, auch wenn ihre Wohlfühldistanz dabei deutlich unterschritten wird.

Sie sollen da lang gehen, wo wir lang gehen. Auch, wenn der andere Weg viel Spannenderes bereithält.

Sie sollen an lockerer Leine laufen, und ist diese auch noch so kurz. Nach rechts ziehen, weil da etwas spannend duftet. Geht gar nicht! Ziehen, weil das Tempo von Mensch und Hund sehr unterschiedlich ist, oder weil ein Angstauslöser in der Nähe ist – nicht erwünscht!

Sie sollen Signale befolgen. Prompt, freudig und zuverlässig!

Und wofür?

Hunde lieben uns Menschen doch. Bei uns zu sein, ist ihnen Lohn genug.

Wenn ich die Jobdeskription eines Hundes lesen würde, ich würde dankend ablehnen. Selbst für eine Menge Geld, wäre es mir das nicht Wert meine eigenen Bedürfnisse derart zurückzustellen. Aber umsonst? Für eine warme Mahlzeit und ein Dach über dem Kopf? Danke, aber nein Danke.

Überhaupt würde ich mich fragen, ob ich das alles überhaupt leisten kann und will.

„Der Hund – Der Beste Freund des Menschen.“

„Gib dem Menschen einen Hund und seine Seele wird gesund.“

Wow, ganz schön große Erwartungen, die da an ein einziges Lebewesen gestellt werden.

Eigene Bedürfnisse hinten anstellen, immer! – Bester Freund sein! – Seelen heilen!

Würde man mich fragen, würde ich sagen: Das kann ich nicht….. Aber wer fragt unsere Hunde?

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